Unternehmen Weserübung
Aus U-Boot-Archiv Wiki
U-BOOTE BEIM UNTERNEHMEN WESERÜBUNG
Gruppe 1 Operationsgebiet Westfjord: U 25, U 46, U 51, U 64, U 65 Gruppe 2 Operationsgebiet Trondheim: U 30, U 34 Gruppe 3 Operationsgebiet Bergen: U 9, U 14, U 56, U 60, U 62 Gruppe 4 Operationsgebiet Stavanger: U 1, U 4 Gruppe 5 Operationsgebiet Shetland Inseln: U 47, U 48, U 49, U 50, U 52 Gruppe 6 Operationsgebiet Pentland Firth: U 13, U 19, U 57, U 58, U 59 Gruppe 7 Nicht aufgestellt. |
ABLAUF DES UNTERNEHMENS
Das "Unternehmen Weserübung" war die Besetzung Dänemarks und Norwegens, zwischen dem 09.04.1940 und dem 10.06.1940, durch die Deutsche Wehrmacht. Für die U-Boote galt dabei, zum Angriff, das Stichwort "Hartmut". Der Winter 1939/1940 hatte Europa mit ungewöhnlich schlechtem Wetter und harter Kälte überzogen. Viele Wochen lang hatte die Temperatur weit unter dem Gefrierpunkt gelegen. Die Ostsee war mit Eis überzogen. Die Gewässer des großen und kleinen Belt, durch die sich der Schiffsverkehr aus der Ostsee in das Kattegatt zwängen musste, waren unpassierbar. Schwere Stürme tobten über den nördlichen Atlantik hinweg. In diesen Wochen befassten sich die Deutschen wie die Briten immer intensiver mit einem entfernten Seegebiet. Mit der Lage in norwegischen Küstengewässern. Dort, in einer der abgelegenen Gegenden Europas, in den Gewässern des Nordmeers, konnten die Briten einen möglicherweise entscheidenden Schlag gegen den Feind führen. Denn dort fuhren die Transportschiffe mit Eisenerz für die Waffenschmieden des Deutschen Reiches. Ein beträchtlicher Teil des Erzes, das in Deutschland verarbeitet wurde, stammte aus schwedischen Gruben hoch im Norden des Landes. Während der Sommermonate wurde das Erz vom dem schwedischen Hafen Lulea am Bottnischen Meerbusen aus nach Deutschland verschifft. Dieser Hafen aber war während der Wintermonate oft nicht benutzbar. Die nördliche Ostsee friert meist zu, so auch im Winter 1939/1940. Das Gewässer war mit einer meterdicken Eisschicht bedeckt. Aber unweit der schwedischen Erzgruben gibt es einen Hafen, der immer zugänglich bleibt: Narvik an der norwegischen Westküste, am Atlantik. Von den schwedischen Erzgruben aus nach Narvik war schon zu Beginn des Jahrhunderts eine Eisenbahnlinie für die Erztransporte gebaut worden. Und jetzt im ersten Winter dieses Krieges, luden die Erzschiffe in Narvik Erz für Deutschland. Die Royal Navy beherrschte zwar mit Schlachtschiffen, Kreuzern und Zerstörern den nördlichen Atlantik und auch die Gewässer vor den norwegischen Küsten. Den Erztransport nach Deutschland konnten die Briten nicht unterbinden. Grund dass die Briten die Erzschiffe nicht aufhalten konnten, war, dass der norwegischen Küste zahlreiche kleinere und größere Inseln vorgelagert sind. Zwischen diesen Inseln und der Küste verläuft über tausend Kilometer hinweg ein Fahrwasser, das auch für große Schiffe tief genug ist. So brauchten die Erzfrachter auf ihrer Fahrt nach Deutschland die norwegischen Hoheitsgewässer erst an Norwegens Südküste zu verlassen. Dort aber befanden sie sich im Schutz deutscher Kriegsschiffe und deutscher Kampfflugzeuge, die von nahe gelegenen Stützpunkten in Norddeutschland aus starteten. Der Krieg war noch nicht drei Wochen alt, da drang Winston Churchill im Londoner Kabinett darauf eine Attacke gegen den schwachen Punkt der Deutschen in Gang zu setzen. Er forderte, britische Schiffe sollten den Seeweg zwischen den norwegischen Inseln und dem norwegischen Festland verminen. Wenn dieser Weg unpassierbar war, mussten die Erzschiffe in das offene Wasser ausweichen. Und dort würden sie dem Zugriff der Royal Navy ausgesetzt sein. Sechs Monate lang widersetzte sich das britische Außenministerium aus Furcht vor diplomatischen Schwierigkeiten mit Norwegen und Schweden Churchills Plänen. Dann aber setzte sich Churchill durch. Die britische Flotte erhielt Befehl, die "Operation Wilfried" vorzubereiten. Man wollte die norwegischen Küstengewässer mit schweren Minen verseuchen. Zugleich jedoch bereiteten die Briten eine Aktion vor, die weit über den Minenplan hinausging: Die "Operation R 4". Es war das erste große britische Unternehmen des Krieges, und es zielte auf die Besetzung der wichtigsten Häfen an der norwegischen Küste (Stavanger, Bergen, Drontheim und Narvik). In schottischen Häfen schifften sich britische Landstreitkräfte auf Kreuzern und Zerstörern ein. Gleichzeitig beorderte die Royal Navy 16 ihrer U-Boote auf Positionen im Skagerrak und in der Deutschen Bucht. Ihr Auftrag: Überwachung der Seewege von Deutschland nach Norden, Aufklärung der Bewegungen schwerer deutscher Überwassereinheiten, der Schlachtschiffe und der Kreuzer. Dieser Aufmarsch der britischen U-Boote sollte wenig später in ein einzigartiges Duell zwischen deutschen und britischen U-Booten münden. Die deutsche U-Boot-Waffe erlitt bei diesem Vergleich eine bittere Niederlage. Freilich nicht durch eigenes Versagen. Zur gleichen Zeit, da sich in England die Soldaten für die Operation gegen Norwegen sammelten, traf die deutsche Wehrmacht letzte Vorbereitungen für das "Unternehmen Weserübung". Es hatte genau die gleichen Zielsetzungen wie die britische "Operation R 4", die überraschende Besetzung der wichtigsten Häfen an der norwegischen Westküste. Die Deutschen mussten, wenn sie überhaupt Hoffnung auf einen Sieg in diesem Krieg behalten wollten, einer Besetzung Norwegens durch die Briten um jeden Preis zuvorkommen. Dabei ging es nicht allein um die Sicherung der Erztransporte entlang der norwegischen Küste, denn wenn die Briten sich in Norwegen festsetzten, war die seestrategische Lage der Deutschen aussichtslos. Britische Schiffe und Flugzeuge waren dann fähig, die Seewege aus den deutschen Ostseehäfen und durch das Skagerrak zu sperren, und sie konnten den Marsch deutscher Seestreitkräfte aus der Deutschen Bucht heraus in Zangenoperationen von Großbritannien und von Norwegen aus behindern, wenn nicht unmöglichen machen. Im "Unternehmen Weserübung" war den deutschen U-Booten eine bedeutsame Rolle zugedacht. Am 04.03.1940 erhielt der B.d.U. Karl Dönitz von der Seekriegsleitung in Berlin folgenden Befehl: "Auslaufen weiterer Boote zunächst stoppen. Kein Einsatz auch bereits ausgelaufener U-Boote an Norwegens Küste. Verwendungsmöglichkeit aller Seestreitkräfte beschleunigt herstellen. Keine besondere Bereitschaft." Dönitz machte mobil, was tauchen konnte. Nur 12 der großen, atlantikfähigen Boote waren einsatzbereit. Eine für die bevorstehende Operation viel zu geringe Zahl. Deshalb setzte der B.d.U. auch 13 der kleinen Boote in Marsch, und er ließ die U-Boot-Ausbildung in der Ostsee unterbrechen. Sechs Schulboote liefen nach Norden in die Gewässer zwischen Norwegen und Großbritannien. Noch kannten Kommandanten und Besatzungen ihren Kampfauftrag nicht. An Bord jedes der Boote befand sich ein versiegelter Umschlag. Er durfte von den Kommandanten erst geöffnet werden, wenn ihnen der Befehl dazu über Funk erteilt wurde. Das Stichwort für das Öffnen der versiegelten Unterlagen hieß "Hartmut". Karl Dönitz rechnete sich für seine Boote vor Norwegen große Erfolge aus. In seinen Erinnerungen schrieb er: "Sicherlich würde der Gegner auf die Anlandung deutscher Truppen in Norwegen scharf reagieren. Seine Unternehmungen konnten sich dann gegen die von uns besetzten Häfen richten oder die Einrichtungen eigener, das heißt englischer Stützpunkte zum Ziel haben... Auch der Gegner war an die engen Fahrwasser der Fjorde gebunden, seine Schiffe mussten also die U-Boote in naher Entfernung passieren. Dies konnte nur bei sehr unruhiger Wetterlage ungesehen geschehen. Bei Aufstellung mehrerer U-Boote in tiefer Staffelung war es deshalb wahrscheinlich, dass sich Schussgelegenheiten ergeben würden." Für den Kampf um Norwegen hatte Karl Dönitz seinen Kommandanten freigestellt, mit Aufschlag- oder mit Magnetzündung zu schießen. Anfang April 1940 standen also 31 U-Boote zwischen England und Norwegen bereit. Am 06.04.1940 ließ Karl Dönitz einen Funkbefehl an alle seine U-Boote in der Nordsee und im Nordmeer absetzen. Er enthielt das Stichwort "Hartmut" Die deutschen U-Boote liefen in die Positionen, die Dönitz befohlen hatte. Am 07.04.1940 nachts um zwei Uhr sammelten sich vor der Wesermündung deutsche Schlachtschiffe, Kreuzer und Zerstörer. An Bord der Zerstörer befanden sich 2000 Gebirgsjäger, kommandiert von General Dietl. Im Tageslicht des 07.04.1940 sichteten britische U-Boote die deutschen Überwasserschiffe und funkten die Nachricht nach England. Sofort machte die britische Flotte Dampf auf und stürmte in die See hinaus, um die Deutschen abzufangen. Die deutschen Zerstörer aber kamen durch. In der Morgendämmerung des 09.04.1940 liefen sie, wie geplant, in den Vest-Fjord von Narvik ein und landeten die Truppen. Die Briten stießen nach, Zerstörer und Kreuzer der Royal Navy marschierten vor der norwegischen Küste auf. Ihre Ziele waren, so erkannten die Deutschen, die Häfen von Narvik und Drontheim. Dönitz verstärkte sofort die U-Boot-Gruppierungen vor den Zufahrten zu diesen Häfen. Diesmal mussten die U-Boote ihren Feind nicht suchen, denn er würde genau in das Seegebiet kommen, in dem die U-Boote lauerten. Am 10.04.1940, dem Tag nach der Landung der deutschen Truppen, lag das deutsche U-Boot U 25 im Vest-Fjord von Narvik. Und dann tauchten britische Zerstörer aus dem leichten Schneetreiben auf. U 25 schoß aus vorzüglicher Angriffsposition Torpedos auf die feindlichen Schiffe. Der Kommandant beobachtete im Periskop den Aufstieg der Detonationssäulen aus der kaum bewegten Wasseroberfläche des Fjords. Aber leider explodierten die Torpedos nicht am Ziel, sondern weit vorher. U 48 sichtete am Mittag des gleichen Tages vor Narvik den britischen Schweren Kreuzer CUMBERLAND. U 48 schoß drei Torpedos auf das 10.000 BRT grosse und 180 Meter lange Schiff. Doch nur ein Torpedo detonierte, und dies weit hinter seinem Ziel. Noch am selben Abend hatte Kapitänleutnant Herbert Schultze, Kommandant von U 48 wieder die Silhouette eines Schiffes der Royal Navy im Periskop, und wieder ein Schwerer Kreuzer. Schultze schoß einen Dreier-Fächer, drei Torpedos zur gleichen Zeit auf das gleiche Ziel, diesmal detonierten die Torpedos weit vor dem feindlichen Schiff. Am frühen Morgen des 13.04.1940 näherte sich ein großer britischer Flottenverband von gewaltiger Kampfkraft der Zufahrt von Narvik. Es war das britische Schlachtschiff WARSPITE, begleitet von neun Zerstörern. Die WARSPITE war 31.000 BRT groß. Ihre acht schwersten Geschütze konnten Granaten mit einem Kaliber von 38.1 Zentimetern verschießen. Eine wahrhaft vernichtende Gewalt. Der Kampfauftrag der Briten bestand in der Vernichtung der deutschen Schiffe, die im Hafen von Narvik und in den Buchten des Vest-Fjords lagen. Weiterhin sollte die Einheit einen Artillerie-Angriff auf die Stellungen der deutschen Truppen, die sich in Narvik verschanzt hatten, durchführen. Die britischen Schiffe dampften den Fjord aufwärts, und unter ihren Feuerschlägen gingen sechs deutsche Zerstörer in Narvik zugrunde. Die deutschen U-Boote an den Einfahrten von Narvik hatten den Angriff der Briten nicht verhindern können. Doch noch waren die Briten nicht aus den Engen Fjorden heraus. Und tatsächlich am 14.04.1940, beim Rückmarsch der Briten, eröffnete sich plötzlich eine riesengroße Chance. Mit einem Schlag konnte das Rückgrat der englischen Seemacht vor Narvik zerbrochen werden. Im Vest-Fjord lauerte immer noch U 48 unter Kapitänleutnant Herbert Schultze. Und jetzt, als die "HMS Warspite" aus den engen Gewässern der Bucht hinaus der offenen See zulief, war U 48 in idealer Schußposition. Diesmal mussten die Torpedos ihr Ziel erreichen. Doch nichts geschah. So konnte das britische Schlachtschiff WARSPITEohne auch nur einen Kratzer abbekommen zu haben die offene See erreichen und heil nach England zurückkehren. Am 15.04.1940 hatte U 47 unter Kapitänleutnant Prien die Möglichkeit drei riesige Truppentransporter von je 30.000 BRT Größe und mehrere kleine Transportschiffe, die gerade Truppen und Material an der Küste Norwegens absetzten. Diese Truppen wurden für den Landangriff der Briten auf die deutschen Gebirgsjäger abgesetzt. Doch trotz zwei Anläufen und acht geschossenen Torpedos gelingt es Prien nicht auch nur ein Schiff zu beschädigen. Obwohl das Norwegen-Unternehmen für die deutsche Seite ein glänzender Erfolg war, brachte es die Schwächen der Kriegsmarine ans Licht. Sie erlitt schwere Verluste und ihre Leistungsfähigkeit hatten zahlreiche technische Mängel erheblich beeinträchtigt. |